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Athletinnenbericht: Elke und die Challenge Roth 2022 (Vollversion)

Verfasst am 08.07.2022 05:12 – Aktualisiert am 08.07.2022 15:20

Folgeprojekt Challenge Roth 2.0

 

Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, als ich völlig übermüdet, leichtsinnig und in einem Höhenflug von Euphorie nach meiner ersten Langdistanz im Juli 2019 in die Schlange der Wartenden für einen Einzelstartplatz zur nächsten DATEV Challenge Roth gesetzt habe. Und ich war erfolgreich, ich habe einen Platz bekommen und hätte am liebsten ohne Pause weitertrainiert - von nix kommt ja nix. Das Pausen wichtig sind, hab ich einige Wochen später schmerzhaft gelernt - Ermüdungsbruch im rechten Schienbein. Die Saison 2019 war damit abrupt vorbei und es hat mich viel Zeit gekostet wieder entspannt zu laufen. Dann kam CORONA und die DATEV Challenge Roth 2020 wurde abgesagt und auf 2021 verschoben. CORONA und ein beruflicher Exkurs nach Suzhou (China) hat ein strukturiertes Training für eine Langdistanz in 2021 unmöglich gemacht und so ich hab schweren Herzens wieder verschoben. 03. Juli 2022 war der neue Tag - und ja es war die richtige Entscheidung mit einem Happy End.

Grundlagentraining inkl. Schwimmen hat gut funktioniert im Winter, anfangs noch in Suzhou und ab Februar zuhause. Langsam aber sicher stiegen die Umfänge, und zuhause draußen Laufen ist schon viel besser als auf’m Laufband, Tina wird bestimmt jetzt nicken.

Irgendwie haben auch die langen einsamen Einheiten Spaß gemacht, aber ein organisiertes, gemeinschaftliches Koppeltraining motiviert schon mehr. Wir waren voll im Plan, sowohl Aulauf als auch Wings for Live waren persönliche Bestzeiten und die INSCYD Leistungsdiagnose auf’m Bike war richtig gut. Ende Mai hat auch mich CORONA dann doch erwischt und ich musste meinen Startplatz in Ingolstadt verstreichen lassen. Im Nachhinein gar nicht so schlimme, spätestens danach wäre ich krank gewesen, am Renntag 15°C und Regen. Nach 10 Tagen CORONA und zwei negativen Tests bin ich in den letzten Trainingsblock eingestiegen bevor das Tapering beginnt. Und um nicht zu nervös zu werden und möglichst viel Challenge Roth Atmosphäre zu genießen, sind wir wieder am Montag vor der Challenge nach Roth gefahren und haben als Teil der Festplatz Crew gebannert, gebannert und gebannert. Ich mach mir meine Challenge schon gern schön und es lenkt so schön ab, sofern man sich von den Kriebelmücken fern hält. Ich hab’s nicht hinbekommen, ich war Mittwoch morgen wieder im Rother Krankenhaus und hab mir die Bisse aufmachen lassen. Ich hab’s Tina nicht erzählt, auch ich muss irgendwann mal die nerven meiner Trainerin schonen.

Freitag morgen 6:30 ging’s bei Regen und 12°C in den 24°C warmen Main-Donau Kanal zum Schwimmen. Vielleicht etwas spät für das erste Freiwasser Schwimmen 2022, aber am Samstag gab’s ja noch einmal die Möglichkeit. Der kalte und regnerische Freitag war sehr gut, die Wassertemperatur ist gesunken und alle Altersklassen Athleten durften mit Neo schwimmen - Juhu!

Samstag mittag war letzter Bike Check und im Anschluss sind wir zügig zur WZ1 geradelt, anscheinend etwas zu flott - mein Coach war nicht begeistert… Aber ich wusste danach, ich darf definitiv auf’m Bike nicht überziehen…

Am Sonntag 3:30 der Wecker geklingelt, aber ich hab echt gut geschlafen nur etwas zu kurz, und ein langer Arbeitstag beginnt. Im Vergleich zur ersten Langdistanz war ich echt ruhig und kaum nervös, ich wusste ja was auf mich wartet. Die kaputte Kaffeemaschine hat kurz für Hektik und Panik gesorgt. Nach einem Nutella Hefezopf Frühstück war der Puls wieder runter und es ging zum Schwimmstart, die Spannung steigt, Reifen aufpumpen, Verpflegung anbringen, Bike Bag abgeben und die nervösen „Hühner“ um einen herum ausblenden. Den Start von Frodo, Magnus, Patrick und Anne hab ich leider nicht wirklich mitbekommen, Neo anziehen und hinzububbeln braucht Zeit. 7:07 Startgruppe 7, die erste Damengruppe, darf ins Wasser. Jetzt ist’s angerichtet und es gibt kein Zurück mehr, Garmin starten, ein bisschen Schwimmen, ein bisschen Radeln und zum Schluss noch a bissl Laufen.

Die erste Brücke und Wende war gefühlt echt schnell erreicht, an der Wende gab’s noch mal Gerangel, die schnellen Schwimmer der späteren Startgruppen überholen einen. Auf der zweiten Bahn im Kanal hat schwimmen fast Spaß gemacht und ein Gefühl von Gleiten kam auf. Es ist unglaublich wie viele Menschen auf der Brück und am Kanal rund um den Schwimmein- und ausstieg stehen und anfeuern, man hört’s im Wasser und es sorgt für Gänsehautmomente. Die Brücke und die zweite Wende war gefühlt ebenfalls schnell erreicht, schwimmen war eigentlich absolviert. Nach 1:16 bin ich aus’m Kanal gestiegen und knapp 4 Minuten später bin ich auf’m Rad gesessen. An der Schleuse in Haimpfarrich hab ich gleich mal Gewichtsoptimierung betrieben, meine Werkzeugbox hat sich Dank der vielen Kanaldeckel verabschiedet. Ich hab kurz überlegt anzuhalten, abzusteigen und die Box zu holen. Ein anderer Athlet meint „Lass liegen, das Werkzeug brauchst du heut eh nicht!“ und er hatte recht. Ich hab mich also bei blauem Himmel, noch angenehmen Temperaturen und ohne Wind auf die erste Radrunde gemacht, um ehrlich zu sein, bis zur Autobahnbrücke war’s trotzdem echt hart, Kanalwasser und „Pampe“ haben für Bauchweh und Blähungen gesorgt. Es ist so nervig, wenn die Oberschenkel an der Wampe anstoßen! Das ist noch schlimmer als Jenny’s schleifender Bremsscheibe, ich bin sie einfach nicht losgeworden. Nach einem kurzen Dixi Besuch war alles wieder gut und ich hab mich auf den Rückweg nach Hilpoltstein gemacht, immer in der freudigen Erwartung, dass die Männerspitze an mir vorbeischießt. Kurz nach’m Kränzleinsberg war’s so weit. Frodo und Magnus sind an mir vorbeigeflogen. Mega, dass passiert dir auch nur im Triathlon, dass man mit den Profis den gleichen Kurs fährt… Ich hab das Blaulicht vom Führungsmotorrad 1. Mann noch oben am Solarerberg in der Menschenmenge gesehen als ich unten um die Kurve gebogen bin - Gänsehaut, Tränchen und ein fettes Grinsen lassen sich für den nächsten Kilometer leider nicht abstellen - oder Gott sei Dank! Natürlich überzieht man völlig, wenn einen die Menschenmenge den Berg hochschreit und oben kurz vor der Verpflegung wieder ausspuckt. Dort stand Tina mit meiner Ersatzverpflegung, die ich mal wieder nicht gebraucht habe! Danke Tina…

Auf der zweiten Radrunde kam Wind auf, früher und stärker als vom Wetterbericht angekündigt und es wurde heiß. Die Sonne hat echt gestochen am Sonntag und gefühlt bin ich nur überholt worden, da hat Bauchweh und Blähbauch noch super dazu gepasst. Vorteil ich wusste ja wo ein Dixi steht. Nach 150km war dann etwas die Luft raus und nach gut 6 Stunden bin ich in WZ2 vom Rad gestiegen. Mal Trikotausch, Laufschuhe anziehen und eincremen lassen, dann ging’s auf die Laufstrecke. Die ersten Kilometer natürlich viel zu schnell, aber es geht leicht bergab und endlich nicht mehr sitzen ist so schön. Bis zur Lende hatte ich meine Pace gefunden, aber das Bauchweh war auch wieder da. Banane essen hat geholfen, aber damit lauf ich definitiv keinen Marathon, ich war also vernünftig und bin auf Gels und Salz umgestiegen. An der Laufstrecke waren super viele Bekannte und Freunde, die mich angefeuert haben, was meiner Laune, Motivation und den Beine sehr geholfen hat. Nach der ersten Wende in Haimpfarrich war ein 1/4 vom Marathon geschafft und ein freies Dixi gefunden. Aufgeht’s zur zweiten Schleuse, unglaublich wie staubig es am Kanal war und wieviele Athleten ich trotzdem überholen konnte. Auch hier hatte Tina und Axel recht, lass sie auf’m Bike ziehen, beim Laufen holst du sie dir wieder! Irgendwann hab ich das Schild 21km passiert und ich dachte mir, noch 2 Stunden und dann ist Feierabend, das läuft doch… Auf dem Rückweg nach Roth läuft man den Einsteller, denn ich diesmal gar nicht so schlimm fand und ich bin sogar zur Acura Klinik hochgelaufen im Vergleich zu 2019. Irgendwo zwischen Kilometer 28 und 30 hab ich die zweite Luft für den Tag gefunden, Bauchweh und Blähbauch waren weg oder ich hab’s einfach nur ausgeblendet. Ich hab die Beine in die Hand genommen und bin durch den Marktplatz nach Büchenbach geflogen. Einmal um den Dorfweiher kreiseln und zurück nach Roth mit einer Pace unter 5 min/km. Fast vollbracht, Müll in der letzten Verpflegung entsorgen, Startnummer richten, Trikot hinzububbeln und ein fettes Grinsen aufsetzten, aber genossen hab ich die letzten 2km trotzdem irgendwie nicht. Wie funktioniert das Tina? Nach’m Bahnübergang, am Augustinus vorbei hört man dann das Station und mit erreichen des grünen Teppichs schwebt man quasi über die Ziellinie wo einen Axel, Tina und die gesamte Festplatz Crew jubelnd erwarten, drücken und beglückwünschen. Geschafft, die 2.Langdistanz in 11h 19 m und 36s absolviert, meeeeeega! Ich hatte die Wahl meine Finisher Medaille von Lucy Charls, der Top Triathletin, oder von Axel überreicht zu bekommen. Ich hab mich natürlich für Axel entschieden, der Arme hat echt viel mit/unter seiner Freundin und Hobby-Triathletin in den letzten Monaten und Wochen gelitten.

Nach einer ausgiebigen Dusche und Massage gab’s eine sensationelle privat organisierte Endverpflegung - Schäufele und Salat! Absolut empfehlenswert nach einem ganzen Tag nur süßer und flüssiger Ernährung, liebevoll Pampe genannt. Hätten mir „Mutti“ früh am Schwimmstart schon gesagt, dass es Schäufele zum Abendessen gibt hätte ich früher Gas gegeben… Spaß bei Seite, ich hatte Dank einer sehr guten Vorbereitung und viel Unterstützung 226 wunderschöne Kilometer oder gut 11 Stunden im Home of Triathlon. Ein mega Erlebnis, dass ich mir mit viel Zeit und Schweiß erarbeitet hab, die ich auch nicht missen möchte. Während der Finish Line Party war sogar noch die Kraft für ein Tänzchen da, ich würd mal ganz frech behaupten, ich hab mir das Rennen gut eingeteilt…

 

Folgeprojekt Challenge Roth 2.0 erfolgreich abgeschlossen! Vielen, vielen Dank an Axel, meine Familie und Freunde die mich in der Vorbereitung auf die zweite Langdistanz begleitet, unterstützt und mitgefiebert haben. Zuletzt ein dickes Dankeschön an Tina, liebevoll Coach genannt, die mich gefordert, gefördert und bei Bedarf eingebremst hat.

Und weil’s so schön war, hab ich mich Montag früh gleich wieder in die Warteschlange der positiv Wahnsinnigen eingereiht und mir einen Einzelplatz für 2023 geholt. Axel und Michael haben den gleichen „Fehler“ begangen und mit mir gewartet. Beide haben sich ebenfalls einen Slot geholt, der Gründungsmoment einer weiteren Tri-Smart Leidensgemeinschaft! Geteiltes Leid ist halbes Leid, oder Jungs…

Welcome im Ziel von Axel

Welcome im Ziel von Axel

Verpflegung passt

Verpflegung passt