Ein Start Up Unternehmen (oder in 6 Monaten zur Langdistanz?!)
Es gibt Dinge, die einem im Traineralltag nur selten passieren…
Ende Dezember 2017 bekam ich eine Anfrage über eine Trainingsplanung für die Langdistanz in Roth 2018. Wie üblich schickte ich dem Interessenten meinen Fragebogen zu, um mir ein Bild über die aktuelle Ausgangslage machen zu können. Alles noch Usus. Doch als der Fragebogen ausgefüllt zurückkam, traute ich meinen Augen nicht. Kurz und knapp: Der Athlet hatte weder ein Rad, noch war er seit seiner Jugendzeit beim Schwimmen gewesen. Als sein derzeitiges Trainingspensum gab er an 2 x pro Woche für 45 min. zu Joggen.
Natürlich lehnte ich den Auftrag ab und versuchte den Anfragenden schonend aber unmissverständlich klar zu machen das sein Vorhaben nahezu unmöglich, gesundheitlich sehr bedenklich und einfach total IRRE ist.
Doch er ließ nicht locker (was schon mal eine gute Eigenschaft für einen Langdistanzler ist) und somit einigten wir uns es einfach mal zu probieren.
Wenn jetzt jemand glaubt es handelt sich bei meinem Rookie um einen Teilzeitberufstätigen oder Frührentner. Weit gefehlt! Als Manager mit vollgefüllten Terminplan und häufigen internationalen Dienstreisen muss er sich jede Trainingseinheit irgendwie freischaufeln. Nicht selten wird er zur Sperrstunde aus den öffentlichen Schwimmbädern verjagt oder er absolviert seine langen Läufe um Mitternacht.
Nach 4 Monaten Training und davon leider auch 3 Wochen Krankheit, stand der erste Wettkampf zur Standortbestimmung an. Ein Halbmarathon in München, den er in 2:33 h ohne Gehpausen ins Ziel brachte.
Jetzt im Mai, 2 Monate vor der Langdistanz in Roth!!, durfte er sich bei seinem ersten Triathlon beweisen: Wie ich finde mit einer sehr beachtlichen Gesamtzeit von: 2:47 h (für 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen)
Seine nächste Bewährungsprobe ist das Langstreckenschwimmen (4km) in München.
Noch 5 Wochen bis Roth - das „Start Up“ läuft!
In diesem Sinne: Tri smart!
News vom 04.06.18
Mein Rookie hat ein erfolgreiches Wochenende hinter sich gebracht und die 4 km in der Ruderregatta unter 1:30 h geschwommen. Somit verbleiben für die Radstrecke in Roth theoretisch noch 8 h um in der Cut off Zeit zu bleiben. Und genau daran hat er am Sonntag gearbeitet - 160 km auf dem Rad. Seine bisher längste Strecke...
News vom 13.06.18 – DNS in Roth – eine weise Entscheidung!
Auch wenn das Ziel schon fast greifbar war... die Vernunft hat gesiegt. Respekt vor der kurzfristigen Entscheidung nicht bei der Langdistanz in Roth an den Start zu gehen.
Auch wenn er vermutlich das Ziel erreicht hätte, eine solche Extrembelastung ohne langfristigen Trainingsaufbau ist Raubbau am eigenen Körper und kaum ohne Spätfolgen und Verletzungen zu meistern.
Daher bin sehr froh über diese Entscheidung, da für mich als Trainer, die Gesundheit meiner Kunden an oberster Stelle steht. Aber das Beste: Unser Triathloneinsteiger hat seit dem Einstieg ins Training gefallen am Sport gefunden und für sich den perfekten Ausgleich zur Arbeit, sowie ein neues Körpergefühl entdeckt.
Seine Leistungswerte haben signifikant verbessert. Und es zeigen und „fühlen“ sich Muskeln die er als Couchpotato nie erahnt hätte. Neue Ziele sind auch schon gefunden: Eine Mitteldistanz im Herbst und als Fernziel - Langdistanzdebüt 2019 in Roth.