Kaisermarathon (Söll zur Hohen Salve: 42,2 km mit 2355 Hm)
Hier der original Bericht von Robin, der als Saisonabschluss einen wahrlich harten Brocken bezwang. Aber lest selbst:
Anreise am morgen, die Familie blieb zu Hause. Das war auch die richtige Entscheidung. Das Wetter war (insbesondere oben auf den Gipfeln) echt mies. Um die 0 Grad, Schnee, Matsch & Wind. Bei schönem Wetter wäre das für die Kinder sicherlich ein toller Ausflug gewesen - Bergbahn fahren, und oben auf dem Hartkaiser & Hexenwasser sind auch wirklich tolle Spielplätze. & Abenteuer-Stationen. Das verfliegt die Zeit ganz schnell. Als ich später am Hexenwasser durchkam, war das Wetter zwar ganz gut, aber es war nicht den ganzen Tag so.
Selbst zum Start um 9 Uhr konnte der Veranstalter nicht sagen, ob es bis hoch zum Gipfel der Hohen Salve geht. Die großen Sorgenkinder waren Sicht und Nebel. Aber spätestens bei km 18 würde jemand stehen & sagen, ob es weiter hinaufgeht, oder wir umdrehen und den Weg zurück nach Söll nehmen. Es war mein erster Berglauf, und so war meine Taktik mich hinten einzuordnen & schauen, was die anderen um mich herum so machen. Wenn gelaufen wurde, dann bin ich auch gelaufen, wenn gewandert wurde, dann habe ich das einfach auch gemacht. Die ersten 8 km war eine “flache” Dorfrunde, wobei flach relativ ist. Die Runde hatte bestimmt schon mehr Höhenmeter als meine welligste Hausrunde! 😉 Zurück am Start wurden wir aber sofort informiert, dass der Weg auf die Hohe Salve frei ist. Über diese Info habe ich mich echt gefreut, da wollte ich doch hinauf! Darum bin ich angereist. Ich habe sehr viel Verständnis, dass es aus Sicherheitsgründen eine Streckenänderung gibt, aber so ist es doch besser!! Und auch, dass es bereits so früh diese Info gibt, war toll. So konnte man sich mental bereits gut darauf einstellen.
Dann kam zum Warmwerden der erste Buckel bis km 14. Ich habe ich schön an meine Taktik gehalten: nicht Übertreiben und schauen, was die anderen so machen. So kam ich wirklich sehr gut da oben an. Die Beine waren frisch, das Wetter hielt. Dann ging es ca. 2 km recht steil und zum ersten Mal auch ein bisschen trailig bergab. Spätestens jetzt habe ich gelernt, das das Bergab-Laufen ein echter Oberschenkel-Mörder ist. 😉
Jetzt kam der lange Anstieg auf den Hartkaiser, 1000 hm auf 11km. Gabi hat mich vorher noch gefragt, wie viele Höhenmeter dieser Anstieg überhaupt hat?!? Ich wollte es eigentlich gar nicht wissen, so kam es aber dennoch raus. 🥵 Es war (glaube ich jedenfalls) nie ganz steil, viel über Forstwege, so wanderst du da ca 2h flott hoch. Oben angekommen schlug das Wetter um: Schnee, Nebel & Frost. Weil da ja auch kein Baum mehr steht, pfiff der Wind einem auch noch fies um die Nase. Ich war ja auch schon ca. 3:45h unterwegs und die Müdigkeit kam unweigerlich. Und so wurde es jetzt mental echt hart. Als Highlight gedacht läuft man dort oben auch einmal über die Terrasse & Stube der Jägerhütte. Schade, wegen dem miesen Wetter war da nicht allzu viel los. Bei schönem Wetter ist da bestimmt die Hölle los. Kurz vor der Hütte kam mir noch eine Gruppe hoch-beschwipste Herren entgegen, guckten mich an und meinten nur: “Der läuft nicht mehr ganz rund.” Mir lag schon ein “ihr läuft aber auch nicht besser” auf den Lippen, bringt aber nichts, die begreifen sowieso nichts mehr. Aber damit war ich mental fix und fertig, und ich lief wirklich nicht mehr rund. Aber aus der Hütte raus ging es auch schon wieder bergab, aus der Nebelsuppe raus, die Finger tauten auf. Und Laufen konnte man auch wieder. Eine Wohltat - insbesondere für den Kopf.
Jetzt ging es für ca. 7 km fast ausschließlich bergab. Die Kilometer-Schilder flogen nur so an mir vorbei. Also gefühlt - im Vergleich zum Pace im Aufstieg. Den vielleicht letzten Kilometer vor der Mittelstation von der Hohen-Salve-Bahn am Hexenwasser läufst du leicht bergab auf einem Ziehweg vom Skizirkus. Da hatte ich eine Pace vom 5:15 min/km auf der Uhr. Der schnellste Kilometer beim Marathon. Und wer kann schon von sich behaupten, das der schnellste Kilometer beim Marathon der 34. war??! Das war eine mentale Wohltat!
Jetzt wartet “nur noch” der Endgegner - der 700 hm Aufstieg auf die Hohe Salve. Und auch wieder in die Schnee- & Nebelsuppe rein. Die ersten 350hm ging es steil die Skipiste hoch. Ufff… Danach konnte man sogar wieder laufen! Bei km 40 gab es noch eine Verpflegungsstation. Ich habe noch ein Gel für die finalen 2 km gebraucht. Nur war das eher ein Gel-Lutscher, weil es schön frostig war. Und da waren es noch 45 Minuten bis zum Cut-Off. Das sollte doch eigentlich für zwei Kilometer reichen, oder? Naja, es wurde dann doch noch eng. 18 Minuten hatte ich im Ziel nur noch, das war echt zäh! Ich hatte auf dem letzten Kilometer ein Battle mit einem Belgier. Er wollte mich aufmuntern und meinte, dass es nur noch 800m seien. Für mich waren es aber eher immer noch 800m, weil es bedeutet, dass es immer noch 10 Minuten bis ins Ziel sind! Oh man, das war verdammt zäh! Den Moderator vom Ziel konnte man schon von weitem hören, ca. 100m vor dem Ziel habe ich es dann auch gesehen. Und dann war es geschafft, und ich auch. Die letzten zwei Kilometer haben einem noch einmal alles abverlangt. Das haben mir auch andere Teilnehmer, mit denen ich ins Gespräch kam, bestätigt.
Fazit: Man, war das genial! Ich habe ein großes Abenteuer gewollt & ein großes Abenteuer bekommen. Genau das richtige für einen Triathleten. Man muss nicht schnell sein, nur ein bisschen die Zähen zusammenbeissen können. 😉 Die Endzeit ist mir vollkommen egal, ich habe es geschafft - das zählt hier. Die Veranstaltung selbst ist absolut top & liebevoll organisiert. Gerade hinten raus, wenn es hart wird, gab es alle 3 km eine VP mit allem was das Läuferherz begehrt - inklusive aufmunternden Worte von wahnsinnig engagierten Helfen, die ja auch Stunde für Stunde diesem Wetter getrotzt haben. Selbst ich am Ende des Feldes habe noch heiße (!) Brühe bekommen. Gelaufen wird insbesondere in der zweiten Hälfte viel durchs Skigebiet. Landschaftlich finde ich das nicht besonders spektakulär - muss man halt mögen. Dafür sind die Wege einfach zu laufen, echt Trail-Passagen gibt es selten. Und natürlich ist es für die Versorgung der Teilnehmer viel einfacher. Du kommst als Veranstalter halt überall hin. Von mir gibt es zum Kaisermarathon ein klares 👍 . Wer schon immer mal mit einem Bergmarathon geliebäugelt hat, ist hier bestens aufgehoben. Viele Höhenmeter auf recht einfach zu laufenden Wegen. Ob ich da noch einmal starte, möchte ich noch offen lassen… 😉
Bravo Robin - eine wirklich bemerkenswerte Leistung von Kopf und Körper bei diesen miesen Bedingungen sich bis zum Gipfel durchzubeissen. Ein Ironman durch und durch.
Die Saisonpause kommt zur rechten Zeit, denn die Ziele für 2025 sind schon formuliert. Mehr sagen wir nicht...